- Arten von Infektionen der Harnwege, Ursachen und Risikofaktoren für ihre Entwicklung
- Statistik zu Infektionen der Harnwege (HWI)
- Infektion der Harnwege bei Kindern
- Symptome bei einer Infektion der Harnwege
- Diagnostik, Untersuchungen und Referenzwerte
- Mögliche Komplikationen
- Wann sollte man einen Arzt konsultieren?
- Behandlung
- Häufig gestellte Fragen
Infektionen der Harnwege gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen, die den menschlichen Körper betreffen. Sie befallen jährlich Millionen von Menschen weltweit.
Sie können bei beiden Geschlechtern auftreten, sind aber bei Frauen viel häufiger, aufgrund der anatomischen Besonderheiten des weiblichen Körpers.
Die Infektionen können durch verschiedene Symptome dargestellt werden, die von leichtem Unbehagen bis hin zu schweren Zuständen und Komplikationen reichen, wenn sie unbehandelt bleiben. Dies macht ihre frühzeitige Erkennung und die richtige Behandlung von entscheidender Bedeutung.
In diesem Artikel erfahren Sie, welche die häufigsten Infektionen der Harnwege sind, ihre Erreger, Symptome und die Gründe für ihr Auftreten. Sie werden auch die möglichen Komplikationen kennenlernen, die sie verursachen können.
Arten von Infektionen der Harnwege, Ursachen und Risikofaktoren für ihre Entwicklung

Infektionen der Harnwege können auf verschiedene Weise und nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden, wie z. B. nach ihrer Lokalisierung, Dauer und dem pathogenen Erreger. Das Wissen in diesem Bereich ist von großer Bedeutung für die genaue Diagnosestellung, gefolgt von einer effektiven Behandlung.
Infektionen nach ihrer Lokalisierung
Infektionen können nach ihrer Lokalisierung klassifiziert werden. Im Allgemeinen gibt es Infektionen des oberen und unteren Harntrakts.
Infektionen des oberen Harntrakts
Infektionen des oberen Harntrakts verlaufen deutlich schwerer und können zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen, wenn nicht rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.
Dazu gehören Infektionen der Niere (Pyelonephritis) und der Harnleiter.
Spezifisch für sie ist das Auftreten von Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen im Lendenbereich des Rumpfes, Übelkeit. Andere Symptome sind charakteristisch für alle Infektionen der Harnwege, wie häufiges Wasserlassen, begleitet von Schmerzen und Brennen.
Infektionen des unteren Harntrakts
Dazu gehören Infektionen der Harnblase (Zystitis) und der Harnröhre (Urethritis).
Ihre Häufigkeit ist deutlich höher und sie werden in der Regel durch Symptome wie häufiges Wasserlassen, begleitet von Schmerzen und Brennen, Unfähigkeit, die Blase vollständig zu entleeren, und Unbehagen im unteren Bauchbereich dargestellt.
Zystitis wird am häufigsten durch bakterielle Infektionen verursacht, während Urethritis auch durch sexuell übertragbare Pathogene verursacht sein kann.
Infektionen nach ihrem Verlauf
Infektionen der Harnwege können nach ihrem Verlauf in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden – akute und chronische Infektionen.
Bei akuten Infektionen der Harnwege beginnen die Symptome plötzlich und verursachen starkes Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen, Fieber, Schmerzen im Lendenbereich oder über dem Schambein.
Sie sind meist bakteriellen Ursprungs und sprechen gut auf die Anwendung von Antibiotika an.
Chronische Infektionen der Harnwege stellen persistierende oder häufig wiederkehrende Infektionen dar, die nicht vollständig mit einer Standardbehandlung geheilt werden. Sehr oft können sie die Folge einer zugrunde liegenden Erkrankung wie Nierensteinen oder strukturellen anatomischen Besonderheiten sowie von antibiotikaresistenten Bakterien sein.
Menschen mit chronischen Infektionen der Harnwege sehen sich oft mit einem Wiederauftreten der Symptome konfrontiert oder müssen mit diesen, wenn auch weniger stark ausgeprägt, über lange Zeiträume leben.
Infektionen nach ihrem Erreger

Infektionen der Harnwege werden auch nach ihrem Erreger klassifiziert. Sie können bakteriell, pilzlich oder viral sein.
Bakterielle Infektionen
Die häufigsten Erreger von Infektionen der Harnwege sind Bakterien. Unter ihnen ist die Bakterie Escherichia coli (E. coli) zweifellos führend in den Statistiken, die für die Mehrheit aller Fälle verantwortlich ist.
Neben ihr sind andere Bakterien, die häufig für entzündliche Erkrankungen des Harnsystems verantwortlich sind, Klebsiella, Proteus und Enterococcus.
Bakterielle Infektionen erfordern die Anwendung eines entsprechenden geeigneten Antibiotikums für ihre vollständige Heilung.
Pilzinfektionen
Deutlich seltener können Pilze der Gattung Candida auch bakterielle Infektionen verursachen, die jedoch typischer sind für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie z. B. Diabetiker mit schlecht kontrolliertem Diabetes und Menschen mit permanenten Kathetern.
Für ihre Behandlung ist die Anwendung von Antimykotika erforderlich.
Virale Infektionen
Die seltensten Erreger von infektiösen Entzündungen der Harnwege sind Viren, die praktisch eine Rarität darstellen. Sie werden durch BK-Viren oder Adenoviren verursacht, die charakteristisch für immungeschwächte Menschen sind.
Diese Infektionen betreffen häufiger die Harnblase als andere Teile des Harnsystems.
Manchmal können Infektionen der Harnwege mehrere Pathogene gleichzeitig umfassen, und in seltenen Fällen kann die Entzündung nicht mit der Wirkung eines infektiösen Erregers verbunden sein, sondern mit anderen Ursachen. Dann sprechen wir von interstitieller Zystitis.
Die genaue Feststellung der Ursachen für den entzündlichen Zustand der Harnwege ist von maßgeblicher und grundlegender Bedeutung für die Vorbeugung und Behandlung.
Risikofaktoren
Die Risikofaktoren für die Entwicklung von HWI umfassen anatomische und physiologische Besonderheiten, Verhaltensfaktoren und das Vorhandensein von Begleiterkrankungen.
Frauen sind aufgrund der kurzen Harnröhre und ihrer Nähe zum Anus anfälliger für diese Art von Infektionen.
Häufiges oder falsches intimes Hygiene-Verhalten, die Verwendung von Spermiziden und häufiger Partnerwechsel erhöhen ebenfalls das Risiko.
Bei Männern sind HWI seltener, können aber bei Vorliegen einer benignen Prostatahyperplasie auftreten, die zu einer Urinretention führt. Andere prädisponierende Faktoren umfassen Katheterisierung, Diabetes, Immundefizienz, chronische Dehydration und Nierensteine, die die bakterielle Retention und Vermehrung erleichtern.
Statistik zu Infektionen der Harnwege (HWI)

Laut statistischen Daten der WHO (Weltgesundheitsorganisation) gehören Infektionen der Harnwege zu den häufigsten bakteriellen Infektionen. Sie betreffen etwa 150 Millionen Menschen jährlich weltweit.
Frauen sind deutlich stärker betroffen – etwa 50-60 % von ihnen werden im Laufe ihres Lebens mindestens eine HWI entwickeln, wobei Rückfälle häufig sind.
Bei Männern sind HWI seltener, aber das Risiko steigt mit dem Alter, insbesondere bei Vorliegen von Prostataerkrankungen.
40 % der Frauen mit einer primären HWI werden innerhalb von 6 Monaten einen Rückfall erleiden.
Etwa 20-30 % der unbehandelten oder unzureichend behandelten Fälle können zu einer Pyelonephritis fortschreiten.
5 % aller Krankenhausaufenthalte aufgrund von Sepsis sind die Folge schwerer Uroinfektionen (Urosepsis).
Die antibiotische Behandlung führt in 85-95 % der unkomplizierten Fälle zur Heilung.
Bei chronischen oder wiederkehrenden HWI ist die Resistenz gegen Antibiotika ein wachsendes Problem, wobei bis zu 30 % der Fälle durch multiresistente Bakterien verursacht werden können.
Präventive Maßnahmen wie erhöhter Flüssigkeitskonsum und probiotische Therapie reduzieren das Rückfallrisiko um 30-50 %.
Infektion der Harnwege bei Kindern
Infektionen der Harnwege (HWI) sind eine der häufigsten bakteriellen Infektionen im Kindesalter, die sowohl den oberen (Pyelonephritis) als auch den unteren Harntrakt (Zystitis, Urethritis) betreffen können.
Die Hauptursachen sind Escherichia coli und andere Enterobakterien, die aufsteigend in den Harntrakt gelangen – bei Erkältungen und Schwächung der Immunabwehr, bei angeborenen anatomischen Anomalien oder bei Verschlechterung der persönlichen Hygiene.
Das klinische Bild variiert je nach Alter – bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome oft unspezifisch (Fieber, Reizbarkeit, verminderter Appetit), während bei älteren Kindern Dysurie, häufiges Wasserlassen und Schmerzen im unteren Bauchbereich dominieren.
Die Diagnose wird durch Untersuchung des Urins und mikrobiologische Kultur gestellt, und die Behandlung umfasst antibiotische Therapie, Hydration und Kontrolle prädisponierender Faktoren wie angeborene Anomalien der Harnwege.
Symptome bei einer Infektion der Harnwege
Die Symptome bei einer Infektion der Harnwege können unterschiedlich sein.
Sie können sein:
- Häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen (Dysurie)
- Brennen und Unbehagen beim Wasserlassen
- Häufiger Harndrang, auch bei geringen Urinmengen (Pollakisurie)
- Trüber, dunkler oder übel riechender Urin
- Schmerzen oder Schweregefühl im unteren Bauchbereich
- Blut im Urin (Hämaturie)
- Fieber und Schüttelfrost (bei schwereren Infektionen)
- Schmerzen im Lendenbereich (bei Beteiligung der Nieren – Pyelonephritis)
- Übelkeit und Erbrechen (in schweren Fällen)
- Allgemeine Schwäche und Müdigkeit.
Die Symptome können mit unterschiedlicher Intensität und Kombinationen bei jedem auftreten, was stark individuell ist und von vielen Faktoren wie dem Erreger, dem Zustand des Organismus und anderen Faktoren abhängt.

Erfahren Sie in der folgenden Tabelle, welche die möglichen Ursachen für die einzelnen Symptome von HWI sind.
Symptome |
Mögliche Ursachen (Differentialdiagnose) |
Besonderheiten |
Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen |
Zystitis, Urethritis, Vulvovaginitis, Prostatitis |
Bei Zystitis fehlen in der Regel vaginale Symptome |
Häufiger Harndrang |
Interstitielle Zystitis, überaktive Blase, Diabetes |
Verbunden mit reduziertem Urinvolumen bei Zystitis |
Fieber und Rückenschmerzen |
Pyelonephritis, Nierensteine, Urosepsis |
Pyelonephritis führt häufig zu erhöhtem Fieber |
Hämaturie (Blut im Urin) |
HWI, Nephrolithiasis, Tumore der Harnblase |
Wenn schmerzlos – möglicher maligner Prozess |
Schmerzen im unteren Bauchbereich |
Zystitis, entzündliche Beckenerkrankung, Endometriose |
Bei Zystitis begleitet von Dysurie |
Diagnostik, Untersuchungen und Referenzwerte
Die Diagnose von Infektionen der Harnwege (HWI) basiert auf dem klinischen Bild, Laboruntersuchungen und mikrobiologischer Analyse des Urins.
Die Diagnose „Infektion der Harnwege“ kann in 99 % der Fälle rein klinisch auf der Grundlage der Anamnese des Patienten gestellt werden. Für die genaue Diagnosestellung sind jedoch weitere klärende Untersuchungen erforderlich.
Die wichtigsten diagnostischen Methoden umfassen:
- Mikroskopische Untersuchung des Urinsediments – Nachweis von Leukozyten, Erythrozyten und Bakterien
- Schnelltests (Leukozytenesterase, Nitrite) – Screening auf bakterielle Infektionen, selten in der Praxis verwendet
- Urinkultur und Antibiogramm – Bestätigt das Vorhandensein einer Infektion und bestimmt die Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika. Beste und genaueste Methode zur Bestimmung des Erregers, was von grundlegender Bedeutung für die Durchführung der richtigen Behandlung ist.
- Blutuntersuchungen (CRP, Leukozyten, Serumkreatinin) – Bewertung des entzündlichen Prozesses und der Nierenfunktion bei komplizierten Fällen.
- Bildgebende Verfahren (Ultraschall, CT, MRT) – bei wiederkehrenden Infektionen oder Verdacht auf anatomische Anomalien, Steine oder Abszesse.
- In der folgenden Tabelle können Sie die Referenzwerte für die einzelnen Untersuchungen einsehen.
Laborparameter |
Referenzwert |
Leukozyten im Urin |
> 5-10 Zellen/Feld – Hinweis auf eine bestehende Infektion der Harnwege |
Erythrozyten im Urin |
>3 Zellen/Feld – Hinweis auf mikroskopische Hämaturie – häufig bei Infektionen und Entzündungen des Harnsystems |
Bakterien im Urin |
normalerweise fehlend; >10⁵ CFU/mL in einer Mittelstrahlurinprobe ist diagnostisch für HWI |
Nitrite |
negativ (positiv bei bakterieller Infektion mit nitratreduzierenden Bakterien, z. B. E. coli) |
CRP (C-reaktives Protein) |
>5 mg/L – Hinweis auf systemische Entzündung infektiösen Charakters |
Serumkreatinin |
Norm: 44-133 µmol/L (über 133 µmol/L – Hinweis auf verschlechterte Nierenfunktion) |
Mögliche Komplikationen
Bei nicht rechtzeitiger oder unzureichender Behandlung können Infektionen der Harnwege (HWI) zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
Diese können sein:
- Pyelonephritis – Ausbreitung der Infektion auf die Nieren, die starke Schmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen verursachen kann und in schweren Fällen Abszesse, Niereninsuffizienz und Sepsis.
- Niereninsuffizienz – bei chronischen oder wiederkehrenden Infektionen, insbesondere bei Patienten mit Begleiterkrankungen, führt die Entzündung zu einer Erschöpfung des Nierenparenchyms und zum Verlust der Nierenfunktionen.

- Urosepsis – Eindringen von Bakterien in den Blutkreislauf, was zu einer lebensbedrohlichen systemischen Infektion mit hoher Sterblichkeit führt.
- Bildung von Nierensteinen – einige Bakterien (z. B. Proteus mirabilis) können die Bildung von Steinen auslösen, die zu chronischen Infektionen und Obstruktionen führen.
- Chronische Zystitis oder Urethritis – persistierende Entzündung, die zu fibrotischen Veränderungen und Unbehagen beim Wasserlassen führen kann.
- Refluxnephropathie – bei Kindern oder Patienten mit vesikoureteralem Reflux können wiederkehrende Infektionen dauerhafte Nierenschäden verursachen.
- Urethrale Strikturen – bei wiederkehrenden oder unbehandelten Infektionen, insbesondere bei Männern, kann eine Verengung der Harnröhre und erschwerte Wasserlassung auftreten.
- Frühgeburt und Komplikationen während der Schwangerschaft – HWI bei schwangeren Frauen können zu Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht des Fetus und intrauterinen Infektionen führen.
Die rechtzeitige Diagnose und angemessene Therapie sind entscheidend, um diese Komplikationen zu verhindern.
Wann sollte man einen Arzt konsultieren?
Infektionen der Harnwege können zu schwerwiegenderen Zuständen führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden.
Falls Sie eines oder mehrere der oben beschriebenen Symptome bemerken, sollten Sie einen Facharzt aufsuchen, der die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung und Heilung der Infektion ergreift.
Behandlung
Die Behandlung von Infektionen der Harnwege hängt von ihrem Erreger ab.
Die häufigste Ursache sind Bakterien. Bei Vorliegen einer bakteriellen Infektion erfolgt die Behandlung durch die Einnahme entsprechender Antibiotika, die gegen die spezifische Bakterie wirksam sind.
Bei Pilzinfektionen werden Antimykotika angewendet.
In allen Fällen von Infektionen ist es nützlich, eine ergänzende Behandlung mit Kräuterpräparaten mit diuretischer oder entzündungshemmender Wirkung hinzuzufügen.
An erster Stelle steht der Extrakt aus Preiselbeeren, der Substanzen enthält, die als Proanthocyanidine bezeichnet werden. Diese blockieren die Fähigkeit der Bakterie E. coli (der häufigste Erreger von HWI), sich an die Wand des Harntraktepithels zu heften, und verhindern so die Entwicklung der Bakterie.
Die Preiselbeere hat eine leichte diuretische und entzündungshemmende Wirkung, die die Entzündungssymptome zusätzlich verbessert.
Häufig gestellte Fragen

Welche sind die häufigsten HWI?
Zweifellos ist die häufigste HWI die Zystitis – eine Entzündung der Harnblase. Sie tritt häufiger bei Frauen auf, ebenso wie die anderen Infektionen der Harnwege.
Welcher ist der häufigste Erreger von HWI?
Die Bakterie Escherichia coli ist der häufigste Erreger von HWI.
Wie werden HWI behandelt?
Je nach Erreger – mit Antibiotika bei bakteriellen Infektionen und Antimykotika bei einer Infektion mit Candida. In anderen Fällen von infektiösen Entzündungen hängt die Behandlung von der Einschätzung des Facharztes nach Bewertung aller dafür verantwortlichen Faktoren ab.
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